Verlegung von 6 Stolpersteinen - Zur alten Post 8

(früher: Hauptstraße 6)

nach Recherche von Ira Zezulak-Hölzer (Stadtarchiv Meinerzhagen)

Julius Stern Cilly & Julius Stern

 

Wir denken an Julius Stern

 

  • Geboren 1876 als siebtes von elf Kindern in Meinerzhagen
  • Eheschließung mit Cilly Weil aus Rexingen bei Horb am Neckar
  • Geburt von Tochter Erna 1911 und Sohn Erwin 1920
  • Beruf Kaufmann mit einem Versandhaus in der Derschlager Straße
  • Mieter im Haus Hauptstraße 6, heute Zur Alten Post 6-8, der letzten frei gewählten Wohnung
  • Mitglied im Männergesangverein Germania Meinerzhagen
  • Ab 1932 Prediger der Untersynagogengemeinde Meinerzhagen als Nachfolger seines verstorbenen Halbbruders Max (Meyer) Stern
  • Ab April 1933 Boykott der jüdischen Geschäfte auch in Meinerzhagen
  • 1935 Schließung des Geschäfts in der Derschlager Straße aufgrund des Boykotts  
  • Mai 1937 Flucht der Tochter Erna und des Schwiegersohnes Siegfried Schwarz nach New York in die USA
  • 1938 Aufgabe des Betraums der jüdischen Gemeinde, der von der Firma Knoche angemietet war und im Obergeschoss der Hauptstraße 39 b lag, heute „Knochens Gasse“
  • Verhaftung am 10. November 1938 im Zuge der sogenannten „Reichskristallnacht“ und KZ-Haft im Konzentrationslager Sachsenhausen mit der Häftlingsnummer 11403 bis zum 28. November 1938
  • Anordnung zur „Auswanderung“ innerhalb von drei Wochen durch die Amtsverwaltung Meinerzhagen
  • Erfolglose Bemühungen um „Auswanderung“ zur Tochter in die USA
  • Juli 1939 Umzug nach Köln, um sich dem Verfolgungsdruck der Meinerzhagener Behörden zu entziehen
  • Oktober 1939 Ausweisung aus Köln und Rückkehr nach Meinerzhagen in das Ladenlokal des Hauses von Leo Stern in der Kirchstraße 5, ein sogenanntes „Judenhaus“
  • Mai 1941 Flucht des Sohnes Erwin nach Baltimore in die USA
  • September 1941 Tragen des gelben Judensternes in der Öffentlichkeit und gleichzeitige zwangsweise Gettoisierung in Werlsiepen bei Meinerzhagen
  • Oktober 1941 Anordnung des Reichsführers der SS und Chefs der Deutschen Polizei, dass die Auswanderung von Juden mit sofortiger Wirkung zu verhindern ist
  • 28. April 1942 Deportation mit der Reichsbahn ab Meinerzhagen über Dortmund ins Getto von Zamosc im damaligen deutschen Generalgouvernement
  • 24. Mai 1942 Selektion in Zamosc
  • 27. Mai 1942  Deportation von Zamosc ins Vernichtungslager Sobibor

Brutale Ermordung noch am gleichen Tag durch das eigene Vaterland

Von den 791 ab Dortmund am 30. April 1942 Deportierten kehrte niemand zurück

 

Cilly Stern Cilly Stern

 

Wir denken an Cilly Stern, geborene Weil

 

  • Geboren 1882 als fünftes von zehn Kindern in Rexingen bei Horb am Neckar
  • Eheschließung mit Julius Stern aus Meinerzhagen
  • Geburt von Tochter Erna 1911 und Sohn Erwin 1920
  • Mithilfe im Versandhausgeschäft ihres Mannes
  • Von 1915 bis 1922 wohnen auch ihre Eltern Berthold und Sophie Weil in Meinerzhagen in der Lindenstraße 8
  • Ihre Familie bewohnt eine Mietwohnung in der Hauptstraße 6, heute Zur Alten Post 6-8
  • Von 1933 bis 1935 wohnt ihre unverheiratete Schwester Jenny Weil mit in dieser Wohnung
  • 1934 Heirat der Tochter Erna und auch Tochter und Schwiegersohn leben mit in der Wohnung
  • Mai 1937 Flucht der Tochter Erna und des Schwiegersohnes Siegfried Schwarz nach New York in die USA
  • Juli 1939 Umzug nach Köln, um sich dem Verfolgungsdruck der Meinerzhagener Behörden zu entziehen
  • Oktober 1939 Ausweisung aus Köln und Rückkehr nach Meinerzhagen ins Haus von Leo Stern in der Kirchstraße 5, ein sogenanntes „Judenhaus“
  • Mai 1941 Flucht des Sohnes Erwin nach Baltimore in die USA
  • September 1941 Tragen des gelben Judensternes in der Öffentlichkeit und gleichzeitige zwangsweise Gettoisierung in Werlsiepen bei Meinerzhagen
  • 28. April 1942 Deportation mit der Reichsbahn ab Meinerzhagen über Dortmund ins Getto von Zamosc im damaligen deutschen Generalgouvernement
  • 24. Mai 1942 Selektion in Zamosc
  • 27. Mai 1942 Deportation von Zamosc ins Vernichtungslager Sobibor

Brutale Ermordung noch am gleichen Tag durch das eigene Vaterland

Von den 791 ab Dortmund am 30. April 1942 Deportierten kehrte niemand zurück

Neben Cilly Stern wurden fünf weitere Geschwister Mordopfer des Holocaust

 

Erwin Stern (1979)

 

Erwin Stern "Steubenparade in New York 1985"

mit Schützen aus Meinerzhagen

 

Wir denken an Erwin Stern

 

  • Geboren 1920 in Meinerzhagen
  • Besuch der Volksschule und der Selekta in Meinerzhagen bis 1935
  • Sein Spitzname war „Piwick“
  • Mittelstürmer der Schülermannschaft des RSV Meinerzhagen
  • Ab 1935 war ihm ein weiterer Schulbesuch oder eine berufliche Ausbildung untersagt
  • Von 1935 bis 1941 häufiger Wohnortwechsel mit folgenden Stationen:
  • Warburg, Dortmund, Horb, wiederum Dortmund, Köln und Gazow mit Zwischenaufenthalten in Meinerzhagen, Hauptstraße 6 und zuletzt Kirchstraße 5
  • Während der sogenannten „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 hielt er sich in Horb am Neckar auf, der Heimat seiner Mutter, und wurde dort nicht verhaftet
  • Erwin Stern war am 22. November 1938 wieder in Meinerzhagen, als sich sein Vater Julius Stern noch in sogenannter „Schutzhaft“ im Konzentrationslager Sachsenhausen befand
  • Mai 1941 Flucht mit der Eisenbahn über Berlin nach Lissabon und von dort mit dem Schiff in die USA, vier Monate bevor eine Ausreise aus Deutschland nicht mehr möglich war
  • Erwin Stern war der letzte jüdische Meinerzhagener, dem die Flucht aus Deutschland gelang und so der Ermordung im Holocaust entging
  • 1947 wurde Erwin Stern amerikanischer Staatsbürger
  • Sein Beruf war Schneider
  • Er heiratete Jeannette Schnitzer und bekam drei Söhne
  • Juli 1983 Besuch seiner Heimatstadt auf Einladung des Arbeitskreises „Juden und Christen“, Empfang im Rathaus und Klassentreffen seiner vierten Volksschulklasse nach 42 Jahren
  • Im September 1985 empfing Erwin Stern in Ermangelung eines blauen Kittels in einem blauen Strickhemd die 48-köpfige Abordnung der Schützengesellschaft Meinerzhagen in New York, die an der 28. Steuben-Parade teilnahm

Erwin Stern verstarb 1991,  seine Ehefrau Jeannette 1993

 

Jenny Weil Jenny Weil Jenny Weil

 

Wir denken an Jenny Weil

 

  • Geboren 1892  als jüngstes  von 10 Kindern in Rexingen bei Horb am Neckar
  • Sie war ledig und wohnte bei verschiedenen Geschwistern, denen sie im Haushalt half
  • Bis 1924 Aufenthalt in Lima im Bundesstaat Ohio der USA, wo ihre Schwester Bella und ihr Bruder Jakob wohnten
  • Von 1924 bis 1933 Mitbewohnerin im Haus ihres Bruders Wilhelm Weil in Bad Godesberg, Bahnhofstraße 8, wo auch die Eltern Berthold Weil und Sophie geborene Levy lebten
  • 1927 Tod der Mutter und 1933 Tod des Vaters
  • Danach Aufnahme in der Familie ihrer Schwester Cilly Stern, geborene Weil, in Meinerzhagen in der Hauptstraße 6
  • 1935 Umzug zur Familie ihrer Schwester Auguste Stern, geborene Weil, nach Hohenlimburg in die Wesselbachstraße 4
  • Gemeinsam mit der Familie Umzug 1938 nach Meckenheim in die Hauptstraße 15 zur verwitweten Schwester Selma Meyer, geborene Weil
  • Ab September 1941 Tragen des gelben Judensterns in der Öffentlichkeit
  • Januar 1942 zwangsweise Gettoisierung zusammen mit 474 jüdischen Mitbürgern aus Bonn und Umgebung im beschlagnahmten Benediktinerinnenkloster Bonn-Endenich
  • 15. Juni 1942 Deportation gemeinsam mit ihren Geschwistern Wilhelm Weil,  Selma Meyer sowie deren Schwägerin Susanne Meyer und insgesamt 1.003 Personen von Köln-Deutz in das Vernichtungslager Sobibor
  • Ankunft in Sobibor am 19. Juni 1942

Dort Ermordung durch das eigene Vaterland

 

Siegfried Schwarz Erna & Siegfried Schwarz (1970)

 

Wir denken an Siegfried Schwarz

 

  • Geboren 1903 in Rexingen bei Horb am Neckar
  • Beruf Kaufmann
  • 1934 Eheschließung mit Erna Stern in Meinerzhagen
  • Wohnung bei den Schwiegereltern in der Hauptstraße 6 in Meinerzhagen, heute Zur Alten Post 6-8
  • Mai 1937 Flucht mit seiner Ehefrau nach New York in die USA
  • 1940 wohnt das Ehepaar Schwarz in Baltimore
  • 1941 Visumbeschaffung für den Schwager Erwin Stern, dem so die Flucht aus Deutschland gelang
  • Für seine Eltern Isaak und Selma Schwarz gelang ihm die Visumbeschaffung nicht, beide wurden im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet
  • 1944 Geburt der Tochter Judi, heute verheiratet mit Bernie Cataldo
  • In den USA beruflich als Industriedesigner tätig

Siegfried Schwarz verstarb 1970

 

Erna Schwarz Erna Schwarz

 

Wir denken an Erna Schwarz, geborene Stern

 

  • Geboren 1911 in Meinerzhagen
  • 1934 Eheschließung in Meinerzhagen mit Siegfried Schwarz aus Rexingen
  • Das Ehepaar wohnte mit in der elterlichen Mietwohnung des Hauses Hauptstraße 6 in Meinerzhagen, heute Zur Alten Post 6-8
  • Mai 1937 Flucht mit ihrem Ehemann nach New York in die USA
  • 1940 wohnte das Ehepaar Schwarz in Baltimore
  • 1941 gelang es Erna und Siegfried Schwarz, für Erwin Stern ein Visum für die USA zu bekommen und so dem Bruder und Schwager zur Flucht aus Deutschland zu verhelfen
  • 1944 Geburt der Tochter Judi, danach Mutter und Hausfrau
  • 1945 Einbürgerung von Erna Schwarz in den USA

Tochter Judi ist verheiratet mit Bernie Cataldo und hat drei Kinder und fünf Enkelkinder

Erna Schwarz verstarb im November 2007 im hohen Alter von 96 Jahren in Baltimore

 

Geschäftshaus (links) und Wohnhaus (rechts) Familie Julius Stern

 

Geschäfts- bzw. Versand-Haus Julius Stern (vermutlich ist die Person im Fenster Julius Stern)

 

Joomla templates by a4joomla