Verlegung von 7 Stolpersteinen - Kirchstraße 5

nach Recherche von Ira Zezulak-Hölzer (Stadtarchiv Meinerzhagen)

Leo Stern Bekleidungsgeschäft L.Stern (links)

 

Wir denken an Leo Stern

 

  • Geboren 1882 in Meinerzhagen
  • 1910 Eheschließung mit Erna Rosenberg in Münster
  • Geburt von Tochter Franziska 1911,  des Sohnes Bernhard 1912 und des Sohnes Kurt 1920
  • Soldat im 1. Weltkrieg
  • Beruf Kaufmann
  • Nach dem Tod des Vaters Levi Stern 1921 Erbe des Hauses in der Kirchstraße 5
  • Weiterführung des väterlichen und großväterlichen Textilgeschäfts, gegründet 1848 in der Krim
  • 1922 Vertrauensmann des Centralvereins Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens Ortsgruppe Meinerzhagen
  • Mitglied im Männergesangverein „Germania“ Meinerzhagen
  • Kassenwart des TuS Meinerzhagen
  • 1929 Wahl zum Vorsteher der jüdischen Gemeinde Meinerzhagen
  • Ab April 1933 Boykott der jüdischen Geschäfte auch in Meinerzhagen
  • Januar 1935 Verleihung des Ehrenkreuzes für Kriegsteilnehmer 
  • 1937 Niederlegung des Amtes als Vorsteher der jüdischen Gemeinde
  • Verhaftung am 10. November 1938 im Zuge der sogenannten „Reichskristallnacht“ und KZ-Haft im Konzentrationslager Sachsenhausen mit der Häftlingsnummer 11449  bis zum 22. Dezember 1938
  • Anordnung zur „Auswanderung“ mit der fünfköpfigen Familie innerhalb von drei Wochen durch die Amtsverwaltung Meinerzhagen – Leo Stern verweigerte die Unterschrift auf dem Dokument
  • Zwangsweise Liquidation des Geschäfts im Januar 1939
  • April 1939 Flucht des Sohnes Bernhard nach Shanghai
  • Mai 1939 Flucht des Sohnes Kurt nach Shanghai
  • August 1939 Flucht der Tochter Franziska nach London
  • Oktober 1939 Aufnahme der Familien Max Rosenthal und Julius Stern in dem Haus Kirchstraße 5, das nun als „Judenhaus“ bezeichnet wurde
  • Erfolglose Bemühungen um „Auswanderung“ in die USA und später nach Shanghai
  • Arisierung des Wohn- und Geschäftshauses Kirchstraße 5 durch Zwangsverkauf im Oktober 1940
  • (Zur Aufklärung hier ein kleiner Einschub: 1949 erhielten Leo Sterns Kinder das Haus zurück. 1954 haben sie es dann wieder verkauft.)
  • September 1941 Tragen des gelben Judensterns in der Öffentlichkeit
  • Oktober 1941 Anordnung des Reichsführers der SS und Chefs der Deutschen Polizei, dass die Auswanderung von Juden mit sofortiger Wirkung zu verhindern ist
  • 28. April 1942 Deportation mit der Reichsbahn ab Meinerzhagen über Dortmund ins Getto von Zamosc im damaligen deutschen Generalgouvernement
  • 24. Mai 1942 Selektion in Zamosc
  • 27. Mai 1942 Deportation von Zamosc ins Vernichtungslager Sobibor

Brutale Ermordung noch am gleichen Tag durch das eigene Vaterland

Von den 791 ab Dortmund am 30. April 1942 Deportierten kehrte niemand zurück

 

Erna Stern Familie Leo Stern

 

Wir denken an Erna Stern, geborene Rosenberg

 

  • Geboren 1887 in Münster
  • 1910 Eheschließung mit Leo Stern in Münster
  • Geburt der Tochter Franziska 1911 sowie der Söhne Bernhard 1912 und Kurt 1920
  • Mit im Haus Kirchstraße 5 lebte Karola, die unverheiratete Schwester von Leo Stern
  • Mithilfe im Textilgeschäft ihres Mannes
  • April 1939 Flucht des Sohnes Bernhard nach Shanghai
  • Zum gleichen Zeitpunkt zog Ernas Schwester Hedwig Rosenberg von Hagen nach Meinerzhagen mit in das Haus Kirchstraße 5
  • Mai 1939 Flucht des Sohnes Kurt nach Shanghai
  • August 1939 Flucht der Tochter Franziska nach London
  • Ab September 1941 Tragen des gelben Judensterns in der Öffentlichkeit
  • 28. April 1942 Deportation mit der Reichsbahn ab Meinerzhagen über Dortmund ins Getto von Zamosc im damaligen deutschen Generalgouvernement
  • 24. Mai 1942 Selektion in Zamosc
  • 27. Mai 1942 Deportation von Zamosc ins Vernichtungslager Sobibor

Brutale Ermordung noch am gleichen Tag durch das eigene Vaterland

Von den 791 ab Dortmund am 30. April 1942 Deportierten kehrte niemand zurück

 

 
Franziska Stern  

 

Wir denken an Franziska Stern, genannt „Franzi“

 

  • Geboren 1911 in Meinerzhagen
  • Kinder-, Schul- und Jugendzeit in Meinerzhagen
  • Beruf Verkäuferin, später Hausgehilfin
  • 1928 mehrmonatiger Aufenthalt in Garmisch-Partenkirchen
  • Danach wieder wohnhaft im Elternhaus in der Kirchstraße 5
  • 1938 zwei kurzzeitige Aufenthalte in Essen
  • Am 25.08.1939, eine Woche vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, Flucht mit einem Dienstmädchenvisum nach London
  • Internierung als Deutsche auf der Isle of Man
  • Durch den frühen Tod Ihres ersten Ehemann mit Namen „Lieber“ wird sie Witwe

1961 trug sie durch ihre zweite Eheschließung den Familiennamen „Martin“

 

Bernhard Stern  Bernhard Stern

 

Wir denken an Bernhard Stern

 

  • Geboren 1912 in Meinerzhagen
  • Kinder-, Schul- und Jugendzeit mit Besuch der Selekta in Meinerzhagen
  • Aufenthalte in Bochum, Menden, Hagen, Essen und zuletzt Hannover mit zwischenzeitlichen Aufenthalten im Elternhaus in Meinerzhagen, Kirchstraße 5
  • Berufsausbildung zum Kaufmann
  • Zur Vorbereitung der Flucht aus Deutschland handwerkliche Ausbildung zum Anstreicher bei David Borenstein, Kirchstraße 22
  • Nach dessen Flucht nach Argentinien im Mai 1938 Fortsetzung der Ausbildung bei einem anderen jüdischen Anstreicher in Hannover, wo er die sogenannte „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 erlebte
  • April  1939 Flucht nach Shanghai unter Mitnahme seiner wertvollen Briefmarkensammlung, deren Verkauf ein Startkapital in China war
  • Shanghai war zu diesem Zeitpunkt der einzige Ort auf der Welt, in den Juden ohne Visum einreisen konnten
  • Internierung durch die japanischen Militärbehörden von Mai 1943 bis August 1945 im Getto Shanghai
  • 1947 Einreise in die USA nach San Franzisko
  • Änderung seines Familiennamens von Stern in Stevens
  • Einbürgerung in die USA nach fünf Jahren
  • Eheschließung mit Elsie Altmann
  • Aufbau eines erfolgreichen Anstreicherunternehmens gemeinsam mit seinem Bruder Kurt Stern

Bernhard verstarb kurz vor Vollendung seines 50. Lebensjahres im Dezember 1962 in San Franzisko

 

Kurt Stern Kurt Stern (1996)

 

Wir denken an Kurt Stern

  • Geboren 1920 in Meinerzhagen
  • Kinder-, Schul- und Jugendzeit in Meinerzhagen
  • Mitglied im Skiclub Meinerzhagen bis zu seinem Ausschluss 1934
  • Besuch der Selekta bis 1935, ein weiterer Schulbesuch war untersagt
  • 1935 dreimonatiger Aufenthalt in einem jüdischen Kinderfreizeitheim des „Reichsbundes jüdischer Frontkämpfer“ in Alt-Schermbeck, Kreis Gelsenkirchen
  • 1936 bis 1938 Besuch der Gartenbauschule Neuendorf bei Berlin zur Vorbereitung auf die Einwanderung ins damalige Palästina
  • Mit diesen Plänen waren seine Eltern aber nicht einverstanden
  • Von April 1938 bis März 1939 Tätigkeit in der jüdischen Gartenbauschule Ahlem bei  Hannover
  • In der sogenannten „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 entging Kurt Stern durch den Schutz des nichtjüdischen Gärtnermeisters einer Verhaftung
  • Ende Mai 1939 Flucht mit der Eisenbahn nach Italien und von dort mit dem Schiff nach Shanghai, wo sich sein Bruder Bernhard bereits aufhielt zusammen mit rund 18.000 jüdischen Flüchtlingen  aus Deutschland, Österreich und Polen
  • Startkapital dort war der wertvollste Ring seiner Mutter, den er in einer Zahnpastatube versteckt hatte
  • Internierung durch die japanischen Militärbehörden von Mai 1943 bis August 1945 im Getto Shanghai
  • 1947 Einreise in die USA nach San Franzisko
  • Einbürgerung in die USA nach fünf Jahren
  • Aufbau eines Anstreicherunternehmens gemeinsam mit seinem Bruder Bernhard
  • Kurt Sterns spätere Ehefrau Ellen stammte aus Köln, sie bekamen zwei Töchter
  • 1994 setzte er sich mit 74 Jahren zur Ruhe

Vier Monate vor seinem Tod im Januar 2000 schreibt er an die Stadt Meinerzhagen: ….„dass meine Heimat jetzt Amerika ist und Israel meine zweite ist, und Deutschland für mich nicht mehr existiert“.

Seine noch lebende Frau und ihre Töchter halten dies bis heute so, und  wer würde dies nicht verstehen, nach allem was geschehen ist.

Hören wir dazu noch eine Schilderung von Kurt Stern, was er in Meinerzhagen erleben musste, als er von Neuendorf bei Berlin in seine Heimatstadt fuhr:

„Ich kam mit dem Zug an und ging die Bahnhofstraße runter nach Hause. Da sah ich zwei frühere Klassenkameraden. Aber die drehten sich weg, als sie mich sahen. Keiner grüßte mich. Hinter meinem Rücken hörte ich einen sagen: ,Ich dachte doch, der dreckige Jude ist längst ausgewandert’. Dann hat man mit Steinen nach mir geworfen. Und am Abend marschierte die Hitlerjugend an unserem Haus vorbei. Ehemalige Klassenkameraden von mir waren auch dabei. Die sangen ihre Lieder. Eine Zeile vergesse ich nie. Die geht so: ,Wenn das Judenblut vom Messer spritzt, dann geht’s noch mal so gut….’ Und das in einem Ort, wo jeder jeden kannte. Nach zwei Tagen bin ich aus Meinerzhagen weg. Für immer.“

 

Wir denken an Hedwig Rosenberg

 

  • Geboren 1892 in Münster
  • Sie hatte fünf Geschwister, Erna Stern war ihre ältere Schwester
  • Die Mutter starb, als Hedwig fünf Jahre alt war
  • Hedwig Rosenberg war unverheiratet
  • 1934 wohnte ihr Neffe Bernhard Stern aus Meinerzhagen bei ihr in Hagen
  • Im April 1939 zog sie unter dem Verfolgungsdruck der Behörden in Hagen zu Schwester und Schwager nach Meinerzhagen mit in das Haus Kirchstraße 5
  • Im September 1940 Umzug nach Lemförde im Landkreis Diepholz
  • Dieser Umzug steht zumindest zeitlich im Zusammenhang mit der Arisierung des Gebäudes Kirchstraße 5
  • Ab September 1941 Tragen des gelben Judensterns in der Öffentlichkeit
  • Im Dezember 1941 kehrte sie aus Lemförde in die Kirchstraße 5 nach Meinerzhagen zurück
  • 28. April 1942 Deportation mit der Reichsbahn ab Meinerzhagen über Dortmund ins Getto von Zamosc im damaligen deutschen Generalgouvernement
  • 24. Mai 1942 Selektion in Zamosc
  • 27. Mai 1942 Deportation von Zamosc ins Vernichtungslager Sobibor

Brutale Ermordung noch am gleichen Tag durch das eigene Vaterland

Von den 791 ab Dortmund am 30. April 1942 Deportierten kehrte niemand zurück

 

 
Karola Stern  

 

Wir denken an Karola Stern

 

  • Geboren 1891 in Meinerzhagen
  • Kinder-, Schul- und Jugendzeit in Meinerzhagen
  • Aufenthalte in Uelzen und Betzdorf
  • 1920 war Karola Stern Ehrendame beim Meinerzhagener Schützenfest
  • Sie gehörte zur Frauengruppe Meinerzhagen
  • Nach dem Tod ihres Vaters 1921 bekam sie ein lebenslanges Wohnrecht im Haus Kirchstraße 5, das ihr Bruder Leo Stern erbte
  • Beruf Verkäuferin
  • Mithilfe im Textilgeschäft ihres Bruders
  • Ab September 1941 Tragen des gelben Judensterns in der Öffentlichkeit
  • 28. April 1942 Deportation mit der Reichsbahn ab Meinerzhagen über Dortmund ins Getto von Zamosc im damaligen deutschen Generalgouvernement
  • 24. Mai 1942 Selektion in Zamosc
  • 27. Mai 1942 Deportation von Zamosc ins Vernichtungslager Sobibor

Brutale Ermordung noch am gleichen Tag durch das eigene Vaterland

Von den 791 ab Dortmund am 30. April 1942 Deportierten kehrte niemand zurück

 

 

 

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