Verlegung von 5 Stolpersteinen - Zum Alten Teich 2

 

   
 Hetti Stern (unten links) + Nachbarn     v.l. Hetti Stern, Rudi Becker, 3 unbekannte Personen, Hugo Stern, eine unbekannte Person

 

Wir denken an Nathan Stern

  • 01.03.1871 geboren in Meinerzhagen als 6. Kind von Henriette und Levi Stern; Meinerzhagener in der 3. Generation

  • 11.01.1898 Mitbegründer des Männergesangsvereins MGV Germania; im Ort verwurzelt, in den Vereinen aktiv und in der Nachbarschaft geschätzt: ein echter Poalbürger

  • 1910 Heirat mit Rosa Emanuel aus Olpe

  • 1911 Geburt von Sohn Hugo, 1913 Geburt der Tochter Hedwig, genannt Hetti

  • wohnten im elterlichen Haus, Zum Alten Teich 2. Auf dem Grundstück des damaligen Hauses steht heute ein Mehrparteienhaus.

  • September 1917 als bereits 46-jähriger Teilnahme am Ersten Weltkriegs; später Auszeichnung mit dem Ehrenkreuz

  • 1918 Mitglied im Arbeiter- und Soldatenrat Meinerzhagen, der die Ordnung während der Revolutionswirren aufrecht erhielt

  • als Nathan und Rosa Stern 1935 Silberhochzeit feierten, wurden die heimlichen Besucher dieser Feier öffentlich im "Stürmer" angeprangert.

  • im September 1937 zum letzten Vorsteher der Synagogen-Untergemeinde Meinerzhagen gewählt (Nachfolger von Leo Stern)

  • Führte bis Juni 1938 mit seinem 14 Jahre jüngeren Bruder Emil den Viehhandel von Vaters Levi fort. Ab 1933 erschwert durch Boykottmaßnahmen.

  • Am 11.06.1938 musste das Geschäft abgemeldet werden.

  • 03.10.1938 Verkauf des Hauses für 15.000 Reichsmark an den amerikanischen Staatsbürger Karl Potthoff. Zu einer Zeit als der Transfer von Geldern ins Ausland schon lange nicht mehr möglich war, konnten Sterns durch die Hilfe Karl Potthoffs einen Teil des Erlöses aus dem Hausverkauf in Argentinien erhalten. Ein weiterer Teil des Erlöses ermöglichte ihnen die Flucht. Außerdem behielten sie bis zur Ausreise ein Wohnrecht

  • Nach dem Pogrom (der ”Reichskristallnacht”) am 10.11.1938 ”Schutzhaft” im KZ Sachsenhausen, Entlassung am 28.11.1938

  • Erst am 10.12.1940 verließen Nathan und Rosa auf Drängen des Sohnes ihr geliebtes Meinerzhagen und flüchteten zu Hugo nach Buenos Aires, Argentinien

  • Am 14. April 1941, kurz  nach Vollendung seines 70. Lebensjahres, nahm Nathan sich im fremden Argentinien das Leben; den Verlust der geliebten Heimat konnte er nicht ertragen

 

 

Wir denken an Rosa Stern,

geborene Emanuel

  • 1879 geboren in Olpe, Schwester von Paula Emanuel (verheiratet mit Nathans Bruder Emil, Hauptstraße. 32
  • Wurde in der Nachbarschaft wegen ihrer Größe liebevoll „dat lange Mensche“ genannt.

  • 1910 Heirat mit Nathan Stern, Umzug nach Meinerzhagen, 1911 Geburt von Sohn Hugo, 1913 Geburt der Tochter Hedwig, genannt Hetti

  • Am 10.12.1940 gelang ihr und Nathan nach langem Zögern die Flucht aus Deutschland; auf abenteuerlichen Wegen erreichten sie nach zwei Monaten ihren Sohn Hugo in Argentinien

  • Nach dem Selbstmord ihres Mannes in Buenos Aires am 14.04.1941 zog Rosa einige Jahre später in die USA und wohnte bei ihrer Tochter Hetti mit Ehemann und Tochter Yvonne, die in Shanghai geboren war

 

 

Wir denken an Hugo Stern

  • 1911 geboren in Meinerzhagen

  • besuchte die evangelische Volksschule in Meinerzhagen

  • Arbeitete mit seinem Vater Nathan und seinem Onkel Emil im Viehhandelsgeschäft

  • Flüchtete schon im März 1936, gemeinsam mit seinem Vetter Ludwig Emanuel, vor dem wachsenden Verfolgungsdruck nach Buenos Aires, Argentinien

  • Am 10.12.1940 schließlich flohen seine Eltern über Lissabon zu ihm nach Argentinien

  • Hugo blieb, nach dem Freitod seines Vaters und dem Wegzug seiner Mutter in die USA zu Tochter Hetti, in Argentinien, litt jedoch unter „Heimweh” und träumte jede Nacht von Meinerzhagen (so seine eigene Schilderung in einem Brief von 1966 an einen Meinerzhagener Nachbarn und Spielkameraden aus Kindertagen)

 

 

Wir denken an Hedwig

verheiratet Heumann

  • 1913 geboren in Meinerzhagen, von allen liebevoll „Hetti“ genannt

  • 02.01.1939 Hochzeit mit Hermann Heumann aus Friesheim und noch am selben Tag Umzug nach Köln.

  • 10.11.1938 Sie wird Augenzeugin, wie sämtliches Mobiliar und Kultusgeräte - die vom geschlossenen Gebetshaus bei ihrem Vater als Gemeindevorstand eingelagert waren - auf den Hof gezerrt, zertreten und verbrannt wurden. Vater Nathan wurde verhaftet und nach Sachsenhausen in „ Schutzhaft“ transportiert.- Beide verließen so schnell es ging Deutschland. Hetti noch unter dem traumatischen Eindruck des Pogroms.

  • Mit dem Schiff gelangten sie nach Shanghai – dem einzigen Freihafen, der sie als Flüchtlinge 1939 ohne Visum aufnahm.

  • im jüdischen Ghetto in Shanghai kam 1942 ihr Sohn Peter Nathan zur Welt, der kurz nach seinem ersten Geburtstag an Mangelernährung starb.

  • 1944 wurde ihre Tochter Yvonne in Shanghai geboren.

  • 1947 emigrierten sie von dort aus in die USA. Am 16.05.1947 erreichten Hetti, Hermann und Yvonne San Francisco, USA.

  • 1948 zogen sie in das jüdische Viertel von New York. Ihre verwitwete Mutter Rosa lebte mit im Haushalt. Muttersprache war deshalb auch für Tochter Yvonne Deutsch.

  • 07.09.1951 in New York verstorben

  • Tochter Yvonne kam im Oktober 2021 mit Mann René Daniel erstmalig für 1 Woche nach Meinerzhagen. Anlass war die lange erbetene Verlegung der Stolpersteine für ihre Familie. Die Initiative pflegt engen Kontakt mit beiden. Yvonne schickte Bilder aus Shanghai von ihr im Kimono mit Mutter Hetti, Vater Hermann im Zigaretten- und Süßwarenladen im Ghetto

 

Hedwig und ihr Mann Hermann Heumann Hedwig und Tochter Yvonne in Shanghai

 

 

Wir denken an Paula Stern

kein Foto
  • am 16.05.1877 in Meinerzhagen geboren
  • Besuch der Evangelischen Volksschule in Meinerzhagen

  • 1909 bis 1911 Lernschwester in Köln, Berlin, und Hombruch bei Dortmund.

  • 1928 Umzug nach Altena

  • 1929 Umzug nach Essen

  • ab 1931 lebte sie wieder in Meinerzhagen und verdiente ihren Lebensunterhalt mit Näharbeiten.

  • 1931/32 erhielt sie Wohlfahrtsunterstützung

  • von Mai 1932 bis März 1937 lebte sie in der Gartenstraße 4 in Meinerzhagen

  • ab 15.03.1937 letzter freier Wohnsitz hier, Zum Alten Teich 2 in Meinerzhagen; Cousin Nathan hatte ihr über seine Ausreise hinaus ein Wohnrecht im Elternhaus gesichert

  • Im Mai 1939 arbeitete sie als Hausschneiderin bei Familie Cohen in Castrop-Rauxel.

  • Keine finanziellen Möglichkeiten zur Flucht ins Ausland

  • 28.03.1942 Zwangsumsiedlung in das „Judenhaus” in Meinerzhagen (Werlsiepen)

  • 27.07.1942 Deportation über Dortmund nach Theresienstadt

  • 15.05.1944 Deportation von Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz

  • dort ermordet am 18.05.1944

 

 
 Deportationskarte Theresienstadt - Auschwitz von Paula Stern

 

Haus Nathan Stern - Zum Alten Teich 2 (das Haus gibt es nicht mehr)

 

 

 

 

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