Begrüßungsrede zur ersten Stolpersteinverlegung am 26. Juni 2013

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Schülerinnen und Schüler, ich begrüße Sie zu der ersten Stolpersteinverlegung in Meinerzhagen.

Dieses Ereignis ist deshalb so bedeutend, weil mit den Stolpersteinen die Erinnerungskultur eine ganz neue Qualität bekommt.

Anders als bei anderen Denkmälern oder Gedenktafeln, die natürlich auch ihren Sinn haben, begegnet man den Stolpersteinen im täglichen Leben, oft unverhofft und als Einzelner und das ganze Jahr über. Sie sind da, wo die Menschen jeden Tag hergehen und meistens mitten in der Stadt. Die Stolpersteine sind da, wo die Menschen leben und wo die Opfer, an die gedacht werden soll, gelebt haben. Sie sind auf diese Weise wieder mitten unter uns.

Für diesen Quantensprung in der Erinnerungskultur haben wir dem Künstler Gunter Demnig zu danken. Er hat vor über zehn Jahren dieses Projekt in Köln begonnen und es nimmt als wachsendes Kunstwerk bis heute eine unglaubliche Entwicklung. In über 800 Städten, vor allem in Deutschland, aber auch im benachbarten Ausland, sind etwa 40 000 Stolpersteine verlegt. Herr Demnig hat für dieses geniale Projekt fast alle Preise bekommen, die in unserem Lande möglich sind. Wir freuen uns sehr, dass wir ihn heute hier persönlich begrüßen können.

Ansprache von Gunter Demnig

Sein großes persönliches Engagement zeigt sich auch daran, dass er die Stolpersteine – oft an sechs Tagen in der Woche – selbst verlegt.

Bei den Stolpersteinen geht es um Erinnerung. Die Menschen, deren Familien unter der Naziherrschaft oft auseinander gerissen und zu Nummern degradiert wurden, werden so an ihrem letzten frei gewählten Wohnsitz wieder zusammengeführt und bekommen ihre Namen zurück.

Erinnerung hat aber auch eine Zukunftsdimension. Erinnerung soll uns wachsam halten, dass Ähnliches nie wieder passieren kann. Das ist auch Aufgabe des Geschichtsunterrichts in den Schulen. Die Stolpersteine sind dafür besonders gut geeignet, weil Geschichte nur wirklich erfahrbar werden kann, wenn sie auf konkrete einzelne Personen bezogen ist und ortsbezogen vermittelt werden kann. Wir freuen uns daher sehr, dass das Projekt Stolpersteine von allen Schulen unserer Region so positiv aufgenommen worden ist.

Für Freiheit und Würde jedes Einzelnen einzutreten, ist Aufgabe der ganzen Gesellschafft und aller gesellschaftlichen Gruppen.

Daher sind wir sehr erfreut, dass wir so viele wichtige Vertreter des öffentlichen Lebens und Vertreter der verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen hier begrüßen können:

Ich begrüße den Bürgermeister der Stadt Meinerzhagen, Erhard Pierlings, der anschließend zu uns sprechen wird und die Vertreterinnen und Vertreter von Rat und Verwaltung.

Ich begrüße die Vertreter der Kirchen und religiösen Vereinigungen, der Gewerkschaften und Vereine.

Ich begrüße den Landrat des Märkischen Kreises, Thomas Gemke, der ein Grußwort an uns richten möchte und einige Kreistagsmitglieder.

Ich begrüße den Landtagsabgeordneten Gorden Dudas.

Die Bundestagsabgeordnete Petra Crone und der Bundestagsabgeordnete Dr. Matthias Heider lassen Grüße ausrichten. Sie bedauern sehr, dass sie wegen der Sitzungswoche im Bundestag nicht kommen können.

Ich begrüß die Vertreter der Presse, des Rundfunks und des Fersehns.

Wir bedanken uns bei allen, die an der Vorbereitung der heutigen Verlegung mitgewirkt haben und noch mitwirken.

Bedanken möchten wir uns vor allen aber auch bei den Grundstückeigentümern, vor deren Häuser heute die Stolpersteine verlegt werden, dafür dass sie der Verlegung zugestimmt haben.

Und nun wird es höchste Zeit, dass wir unsere heute sicher wichtigsten Gäste begrüßen, die Nachkommen von Walter Rosenthal aus Israel. Es ist uns eine große Ehre, dass sie gekommen sind und zwar alle Nachkommen aus drei Generationen. Wir können damit gewiss sein, dass die Stolpersteine auch für Sie ein wichtiges Monument der Erinnerung und der Verbindung zur alten Heimat Ihrer Vorfahren ist. Wir möchten, dass Sie sich in Vertretung Ihrer Vorfahren in Meinerzhagen wieder aufgenommen fühlen.

Die Nachkommen der früheren jüdischen Mitbürger, für die die weiteren Steine verlegt werden, können leider nicht kommen. Gabriel Becker aus Buenos Aires hat uns einen bewegenden Brief geschrieben, der bei der Verlegung der Steine für seine Vorfahren später vor dem Haus Kirchstraße 22 verlesen wird.

Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit und gebe das Wort weiter an Bürgermeister Pierlings.

Herbert Langenohl

 

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