Kommentar Stolpersteine


Jetzt dem Herzen einen Ruck geben!

Von Horst vom Hofe

(Quelle: Meinerzhagener Zeitung vom 28.06.2013)


In wenigen Wochen wird der Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig in einem kleinen Ort in Holland den dann schon 40000. Stolperstein verlegen.

Seit Mittwoch gibt es auch im Stadtbild von Meinerzhagen an zunächst vier Orten siebzehn dieser Gedenksteine. Sie wurden in einer bewegenden Zeremonie vor den jeweils letzten frei gewählten Wohnsitzen von Juden verlegt, deren Heimat Deutschland war und die vom eigenen Vaterland entrechtet, vertrieben und ermordet wurden. Gunter Demnig, der diese besondere Form des Gedenkens kreiert und zum Teil gegen massive Widerstände durchgesetzt hat, dafür mit vielen Auszeichnungen und Preisen geehrt wurde, zeigte sich besonders überrascht von der so großen Anteilnahme der hiesigen Bevölkerung. Das hatte er, wie er sagte, zuvor noch an keinem anderen der mittlerweile 871 Verlegeorte in Deutschland in dieser Form erlebt. Er gab im Übrigen eine für das Verständnis seiner Arbeit hilfreiche Einordnung: Wer auf die auf dem Boden eingelassenen Stolpersteine herunterschaut, der verneigt sich auf diese Weise vor den Opfern, derer hier mit Namen und Daten gedacht wird. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name ausgelöscht ist“, erklärte er.

17 Steine sind in Meinerzhagen der Anfang. Die so engagiert für diese ergänzende und in dieser Ausgestaltung so besonderen Form des Gedenkens und zugleich auch Mahnens eingetretenen Mitglieder der heimischen Initiativgruppe haben dafür gesorgt, dass dies möglich wurde. 30 Steine sollen folgen für weitere jüdische Opfer des barbarischen Unrechts, das ihnen als Mitbürger dieser Stadt widerfuhr. Das ist nur möglich, wenn die Eigentümer der Gebäude, vor denen dies geschehen soll, ebenfalls ihre Zustimmung erteilen, wie es der einstimmige Ratsbeschluss dazu vorsieht.

Wer den Mittwoch mit der Erstverlegung erlebt hat, wer gesehen und gespürt hat, wie wichtig dieser dann auch letzte Akt der Vergangenheitsbewältigung gerade auch mit Blick auf nachfolgende Generationen ist, der kann nur hoffen und wünschen, dass auch dieses Einverständnis jetzt noch gegeben wird. Es kann und darf in Meinerzhagen keine Lücken geben in diesem beeindruckenden Gesamtkunstwerk der Erinnerung. Die hier noch betroffenen Hauseigentümer sollten ihren Herzen einen Ruck geben. Vielleicht kann ihnen als zusätzliche Motivation das großartige Beispiel von Menschlichkeit dienen, das die 93-jährige Meinerzhagenerin Anni Boese – wie in der MZ von gestern anschaulich beschrieben – gegeben hat.

 

Joomla templates by a4joomla